Caravan-Salon Immer mehr Auswahl – allerdings selten elektrisch
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Der Caravan-Salon gilt als Startschuss in die kommende Saison. Für die Reisemobile heißt das: Noch mehr Kastenwagen und Camper-Vans – allerdings nur vereinzelt elektrisch.

Automessen gelten ja zumindest auf dem alten Kontinent eher als Auslaufmodell. Der Düsseldorfer Caravan Salon, der in diesem Jahr vom 25. August bis 3. September seine Pforten geöffnet hat, scheint das Gegenteil zu beweisen.
Ihren Status als weltgrößte Messe für mobile Freizeit behauptet die Ausstellung souverän. Nirgends ist die Masse und Vielfalt der gezeigten Reisemobile und Wohnwagen größer. Über 750 nationale und internationale Firmen stellen in 16 Hallen aus und auf dem Freigelände wurde die bisherige Bestmarke erneut getoppt.
„Alle Studien belegen, dass der Caravaning-Trend langfristig angelegt ist“
Auch die Tatsache, dass eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung GSR erstmals ein leicht nachlassendes Interesse (von 19,8 auf 18,2 Millionen Menschen) am Caravaning in Deutschland registriert hat, versetzt niemanden in Alarmstimmung.
Es ist wohl eher so, dass der in Corona-Zeiten massiv verstärkte Run auf die Caravaning-Produkte sich bei einigen im Nachhinein als Strohfeuer erwiesen hat und die Branche auch nach dem Rückgang der Lieferkettenprobleme wieder zu einer Normalität wie zu Zeiten vor der Pandemie zurückkehrt.
„Alle Studien belegen, dass der Caravaning-Trend langfristig angelegt ist“, erklärt Daniel Onggowinarso, der Geschäftsführer des CIVD (Caravaning-Industrie Verband Deutschland), der gemeinsam mit der Messe Düsseldorf den Caravan-Salon ausrichtet. Tatsächlich haben nach einer Allensbach-Studie 1,2 Millionen Camper konkrete Kaufabsichten für Freizeitfahrzeuge in den nächsten ein bis zwei Jahren.
Der für den Salon prognostizierte Publikumsandrang von rund einer Viertelmillion Besuchern – nahe an der Rekordmarke von über 270.000 – untermauert diese Zuversicht. Caravaning liegt weiter voll im Trend.
Nahezu 2.000 Freizeitfahrzeuge werden ausgestellt
Aber welche Trends zeichnen sich bei Reisemobilen und Wohnwagen aktuell ab? Wohin geht der Weg? Die Vielfalt an Marken, Modellen und Konzepten ist gigantisch, bisweilen verwirrend. Nahezu 2.000 Freizeitfahrzeuge vom Micro-Camper bis zum Luxusliner oder Expeditionsmobil werden in den Ausstellungshallen das ganze Spektrum des mobilen Wohnens abbilden.
Die Dickschiffe von Concorde, Morelo und Niesmann oder gar die millionenschweren Motorhomes von Phoenix oder Volkner mit Sportwagen-Garagen locken zwar immer ein staunendes Publikum an. Aber keine Wagenklasse ist so beliebt wie die der Kastenwagen, Camper-Vans und Mini-Camper.
Die schon in den vergangenen Jahren spürbare Entwicklung hin zu kleineren, kompakten Reisemobilen, die längst mehr als die Hälfte des kompletten Reisemobil-Absatzes ausmachen, hat durch eine immer stärker wachsende und über die sozialen Medien intensiv kommunizierende Vanlife-Community noch einmal an Dynamik zugelegt.
Das schlägt sich auch in den zahlreichen Neuheiten nieder. Allen voran ist der Weinsberg Cara Life zu nennen, den die Konzernmutter Knaus Tabbert ganz nach den Wünschen dieser Gemeinschaft konzipiert hat, die das Leben im Van als alternativen Lebensstil liebt. Ganz gleich, ob für einen längeren Urlaub, ein Sabbatical oder gar als Digital Native für einen flexiblen Lebens- und Arbeitsplatz.
Ausziehbares Bett, Face-to-Face-Längsbänke, L-Küche statt Toiletten-Raum nur Porta Potti und kein Durchgang zum Fahrerhaus. Der Cara Life ist fern vom klassischen Campingbus-Muster, aber irgendwie schick. Ab 60.000 Euro, man darf gespannt sein auf die Resonanz.
Einige Überraschungen sind dabei
Alle anderen Camper-Van-Premieren bewegen sich im üblichen Rahmen. Der Dethleffs Globetrail entwickelt sich mit 15 Grundrissen zum Varianten-König. Dabei besteht die Qual der Wahl unter fünf verschiedenen Bad-Versionen inklusive eines Raumbades.
Die hessische Wohnmobil-Manufaktur La Strada hat unter Einsatz eines Längs-Hubbettes für zwei Personen in der Avanti-Reihe einen Familiengrundriss geschaffen. Crosscamp und Hannes Camper verwenden erstmals den Opel Movano, jüngster Ducato-Ableger, als Basisfahrzeug. Bei Mercedes profitiert auch der Marco Polo vom V-Klasse-Facelift. Und Hobby, Pössl, LMC, Karmann und Bürstner betreiben Modellpflege.
Für eine Überraschung könnte noch die Marke Citroën sorgen, die mit den Basisfahrzeugen Spacetourer und Jumper zwar ein alter Hase im Reisemobil-Geschäft ist, aber nun angekündigt hat, auch selbst als Wohnmobilhersteller mit eigenem Vertrieb und Marketing auftreten zu wollen.
Unmittelbar vor dem Caravan-Salon ist die Weltpremiere eines Modells angekündigt, das wohl auf Jumpy-Basis in mehreren Versionen entsteht und zudem in einer Retro-Ausgabe angeboten werden soll. Ausgebaut werden die direkt beim Citroën-Händler zu bestellenden Fahrzeuge in Slowenien beim dortigen Hersteller Bavaria.
Keine entscheidende Weiterentwicklung in puncto Elektromobilität
In puncto E-Mobilität wird in Düsseldorf allerdings wohl keine entscheidende Weiterentwicklung zu erkennen sein. Zu den bereits bekannten vollelektrischen Camper-Ausbauten werden lediglich ein paar weitere hinzukommen.
Ein Beispiel: Der EQV der niederländischen Marke Tonke (ab 84.500 Euro) mit 100-kWh-Batterie und bis zu 360 Kilometer Reichweite. Unterm Strich hat die Stromer-Fraktion aber eher ein paar Rückschläge zu verkraften.
Bürstner hat die angekündigte Präsentation eines ersten vollwertigen E-Campers, die Serienversion der im Vorjahr gezeigten Studie eines Lineo C590 auf Ford-Transit-Basis, wieder abgesagt und auf noch unbestimmte Zeit verschoben.
Der ID Buzz, vollelektrischer Nachfolger des VW-Bullis, wird auch bis zum angekündigten Verkaufsstart 2025 noch lange nicht fertig sein. Und Mercedes wird einen eigenen elektrischen Marco Polo erst vorstellen, wenn 2026 die nächste Generation von V-Klasse und Vito anstehen.
Die von Knaus schon vor zwei Jahren gezeigte Studie des teilintegrierten E-Power Drive, die mit Elektroantrieb und Range Extender zeitnah in die Serie umgesetzt werden sollte, kommt auch nicht voran. Allen optimistischen Ankündigungen zum Trotz verhindern Reichweiten- und vor allem Gewichtsprobleme ein zügigeres Tempo.
Die aktuell bei der EU auf dem Tisch liegende Änderung der Führerscheinrichtlinie, die eine Anhebung des Gewichtslimits von 3,5 auf 4,25 Tonnen für Wohnmobile mit alternativen Antrieben vorsieht, scheint zwar tatsächlich zu kommen und würde die Elektrifizierung der mobilen Wohnungen auf vier Rädern forcieren. Daniel Onggowinarso hält aber eine stufenweise Inkraftsetzung erst ab 2025 für denkbar.
Wichtigste Großserien-Neuheit an der Elektro-Front ist daher der VW California, der im kommenden Sommer die auslaufende Generation T6.1 ablöst und als Plug-in-Hybrid wenigstens zum Teilzeitstromer mutiert. In Düsseldorf wird er noch als Studie präsentiert.
Er basiert künftig auf dem Multivan T7 und wird serienmäßig über zwei Schiebetüren verfügen. Genauere Daten zur rein elektrischen Reichweite, zu Ladezeiten sowie Innenraum-Ausstattung verrät die zuständige Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen allerdings erst zur Weltpremiere am Vortag der Salon-Eröffnung.
Knaus führt neue Baureihe für elektrische Bedürfnisse ein
Das Thema Elektromobilität betrifft natürlich auch den Wohnwagen-Bereich, gibt es doch nur eine begrenzte Zahl an E-Autos, die Caravans mit mehr als 1,5 oder gar 2,0 Tonnen überhaupt an den Haken nehmen können. Knaus hat darauf nun reagiert und führt eine neue Baureihe ein, die ganz auf die Erfordernisse des Elektrozeitalters getrimmt wurde.
Der Yaseo ist ein flexibler Caravan, der dank konsequenten Leichtbaus eine Gewichtsreduzierung auf 1.150 Kilogramm Gesamtgewicht erreicht – bis zu 300 Kilogramm weniger gegenüber einem vergleichbaren, konventionellen Wohnwagen wie dem Knaus Südwind.
Eine Reduzierung auf 2,20 Meter Breite führte zudem zu einer Verringerung der Stirnfläche um 14 Prozent und einer Verbesserung des cW-Werts. Und natürlich ist der Yaseo, den es in zwei Ausführungen (340 PX, 500 DK) gibt, gasfrei unterwegs. Einstiegspreis: 22.500 Euro.
Derart „unter Strom“ findet man allerdings nur wenige Wohnwagen-Neuheiten in Düsseldorf. Kein Wunder, während der Trend bei den Wohnmobilen ja eindeutig Richtung kompakter Fahrzeuge geht, bevorzugt die Caravan-Kundschaft immer mehr große, komfortablere oder gar luxuriöse Produkte.
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