BVdP/Allianz/SPN Verband fordert mehr Fairness und Kooperation von SPN

Von Konrad Wenz |

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Der BVdP diskutiert seit einiger Zeit mit der Service Partner Netzwerk GmbH (SPN) über Desinfektionsmaßnahmen sowie den Umgang mit dem Partnernetz. Die Partnerbetriebe beklagen die absolute Preisorientierung des Schadenlenkers.

Michael Pinto vom BVdP fordert mehr Fairness von SPN.
Michael Pinto vom BVdP fordert mehr Fairness von SPN.
(Bild: Stefan Bausewein)

Schon seit langem würden die Mitgliedsbetriebe des Bundesverband der Partnerwerkstätten (BVdP) ihrem Verband rückmelden, dass das ausschlaggebende Kriterium bei Vermittlungen im SPN‐Netzwerk der Preis sei. Partnerwerkstätten mit höheren

Stundenverrechnungssätzen würden also nicht oder weit unten gelistet und hätten somit keine oder nur eine geringe Chance, Vermittlungsaufträge zu bekommen, heißt es in einer Presseerklärung des BVdP.

Der Einwand des BVdP, dass die Praxis der Auftragsvergabe des SPN sich nur am

Stundenverrechnungssatz des Betriebs orientiere und Werkstätten, die vermeintlich zu teuer sind, nicht mehr angesteuert werden würden, wurde von Dominik Hertel, Geschäftsführer von SPN und gleichzeitig Leiter Kraftschaden bei der Allianz, verneint. Denn für Hertel stehen Werkstätten im Markt auch im Wettbewerb zueinander, was die unterschiedliche Preise erkläre. Aus wirtschaftlichen Gründen wähle man dann als SPN im Falle einer Vermittlung die günstigste Werkstatt unter Berücksichtigung der Entfernung aus, jedoch habe auch der Kunde noch die Wahl und könne die Steuerung beeinflussen.

In der Realität sei der von den Werkstätten angegebene Stundenverrechnungssatz entscheidend dafür, an welcher Position eine Werkstatt gelistet wird, heißt es Seitens des BVdP. „Deshalb wird es immer wieder passieren, dass günstigere Werkstätten bevorzugt werden, weil Fachbetriebe mit höherem SVS zu weit unten gelistet sind und keine Berücksichtigung bei der Auswahl finden“, entgegnet Michael Pinto, Geschäftsführer des BVdP. Dies sei eine fragwürdige Partnerschaft, da sie in der Praxis zu einem ruinösen Wettbewerb unter den Werkstätten führe. „Dieser Mechanismus, nämlich der Wettbewerb um eine gute Platzierung bei der Listung, ist die eigentliche Botschaft, die in Sachen SVS an die Partnerbetriebe geht“, ergänzt Pinto.

Auch die aufgrund der Corona-Pandemie notwendigen Desinfektionsmaßnahmen sind Bestandteil der Gesprächen zwischen den beiden Lagern, die laut Verband bisher kein zufriedenstellendes Ergebnis gebracht haben.

Laut Aussage von Dominik Hertel gehört der Aufwand für Desinfektionsmaßnahmen in die

Gemeinkosten und sollte als Anlass genommen werden, den Stundenverrechnungssatz neu zu verhandeln. „Das ist auf den ersten Blick eine gute Botschaft, von der stringent folgendes Signal an die Werkstätten ausgeht: Erhöht Euren aktuellen Stundenverrechnungssatz, um die Kosten für Desinfektionsmaßnahmen abzudecken“, kommentiert Pinto. Diese Botschaft sei allerdings mit Vorsicht zu genießen.

Denn Desinfektionsmaßnahmen sind nach Auffassung des Verbands Einzelkosten. Es obliege zudem der Werkstatt, welche Punkte mit den Gemeinkosten verrechnet werden. „Warum soll der Kunde, der nur eine Spiegelkappe zur Lackierung bringt, anteilig Desinfektionsmaßnahmen bezahlen?, ergänzt Pinto.

Seit der gemeinsamen, gut angelegten Studie von AZT, ZKF und IFL, die der BVdP ausdrücklich begrüße, gebe es auch zu dem Aufwand, der verrechnet werden soll, eine klare Aussage. „Warum aber erstellt man im Allianz Zentrum für Technik eine aufwändige Studie, deren Ergebnisse anschließend dann keine ausreichende Berücksichtigung bei Allianz oder bei SPN finden? Hier könnte man auch ganz ketzerisch fragen, ob Allianz und SPN diese Studie jetzt zweckentfremden und dazu nutzen, um Rechnungen, die einen höheren Aufwand für Desinfektionsmaßnahmen aufweisen, zu reduzieren und um damit den Preis für Desinfektionsmaßnahmen zu senken und Kosten zu sparen“, fragt Michael Pinto.

Maximales Dilemma für die Werkstätten

Die Werkstätten im SPN‐Netzwerk stünden so vor folgendem Dilemma: Wenn ein zu hoher

Stundenverrechnungssatz dafür sorgt, dass sie weniger oder gar keine Aufträge mehr von SPN oder der Allianz erhalten, mache es dann Sinn, den Stundenverrechnungssatz zu erhöhen?

Der BVdP ist überzeugt, dass eine Vielzahl der Werkstätten angesichts dieser Ausgangslage keinen höheren SVS verhandeln werde. Denn in Zeiten von Corona und sinkender Auftragszahlen sei jede Werkstatt über jeden einzelnen Auftrag froh. Deshalb bewertet der BVdP die eingangs erwähnte Botschaft des SPN, die Desinfektionskosten in die Gemeinkosten zu packen und deshalb einen höheren SVS auszuhandeln, als eine eher taktische und fragwürdige Maßnahme. Das habe für den Verband wenig mit Fairness, Partnerschaft und kooperativem Schadenmanagement zu tun!

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Der BVdP fordert:

  • Es muss endlich Schluss sein mit Stundenverrechnungssätzen, bei denen Mitarbeiter nicht auskömmlich und wertschätzend bezahlt werden können.
  • Es muss Schluss damit sein, dass ein „Partner“ Profite auf Kosten der Leistungsfähigkeit der Werkstätten macht.

Partnerschaft bedeute eine Win‐Win‐Situation zu schaffen und dürfe nicht zu einer Win‐Lose‐Situation führen. Das sei kurzsichtig und ein ganz falsches Signal. „KFZ‐Versicherer sind die Gewinner der Corona‐Pandemie und müssen aus unserer Sicht nicht nur mit der angemessenen Entlohnung für Desinfektionsmaßnahmen einen finanziellen Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens leisten, sondern mit einem fairen SVS und gelebter Partnerschaft bei der Schadenlenkung, die Leistungsfähigkeit der Werkstätten erhalten", resümiert Pinto.

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