Oldtimerkongress Wertvolles Wissen für (Oldtimer-)Betriebe
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Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe veranstaltete im Rahmen der Techno Classica wieder einen Oldtimerkongress. Wertvolle Informationen gab es aus der Politik, der Kraftstoff- und Lackindustrie und natürlich vom Verband selbst – Stichwort Restaurator des Handwerks.

Rund 180.000 Besucher zieht sie jedes Mal an, die Techno Classica in Essen – auch solche aus dem Kfz-Gewerbe. So lag es für den Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) nahe, seinen Oldtimerkongress erneut im Rahmen der weltgrößten Zurschaustellung historischer Fahrzeuge abzuhalten. Unter dem Motto „Wie fahren Klassiker in die Zukunft?“ trafen sich Inhaber von Kfz-Betrieben und Vertreter der Classic-Car-Branche in Essen zum gemeinsamen Austausch und Wissens-Update.
Wissen in geballter Form präsentierte gleich zu Beginn des Kongresses Gerd Heinemann. Heinemann ist Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft BBE Automotive, d. h. jener Gesellschaft, die seit nunmehr zwölf Jahren in Form ihrer Classic-Car-Studie den Markt mit detaillierten und fundierten Informationen versorgt. Basis der bekannten Erhebung sind aber weit mehr als „nur“ KBA-Zahlen, betonte Heinemann. Zu den Machern der Marktstudie „Wirtschaftsfaktor Young- und Oldtimer 2023“ gehören allen voran die Verbände ZDK, VDA und VDIK. Auch der ADAC, die Automechanika Frankfurt, Bosch, Vogtmann & Herold, FSP/TÜV Rheinland, Württembergische Versicherung, Glasurit, Classic Data und das Fachmagazin „Oldtimer Markt“ haben mit ihren Daten und Informationen wertvollen Input geliefert.
Podiumsdiskussion mit Politikern mit Oldtimerbazillus
„Durch den Dieselskandal sank die Zustimmung in der Bevölkerung zur individuellen Automobilität, was auch Oldtimerbesitzer Sympathiewerte kostete. Doch inzwischen hat sich die Lage normalisiert“, ordnete Carsten Müller, Mitglied des Bundestags (MdB) und Vorsitzender des Parlamentskreis Automobiles Kulturgut im Deutschen Bundestag (PAK), im Rahmen einer Podiumsdiskussion die aktuelle Situation aus gesellschaftspolitischer Sicht ein. Geleitet wurde diese vom ZDK-Haupgeschäftsführer Kurt-Christian Scheel. „Wesentliche Teile der Bevölkerung stehen der Oldtimerei offen gegenüber. Und auch da die meisten klassischen Fahrzeuge in erschwinglichen Preisrahmen liegen, ist das Thema ein sehr breit angelegtes“, stellte Christian Sauter, ebenfalls MdB und PAK-Mitglied, klar.
„Ich bin tiefenentspannt!“, kommentierte Matthias Kemmer, Vorsitzender des Ausschusses „Oldtimer“ im ZDK, die Frage nach der Zukunft von Oldtimern und dem Nachwuchs in mehrfacher Hinsicht – Stichwort Fachkräftemangel. „Junge Menschen sind definitiv für Oldtimer zu begeistern. Und wir müssen das machen wie bei Waren: Statt ‚just in time‘ muss die Devise lauten ‚auf Lager legen‘. D. h., wir müssen ausbilden, ausbilden, ausbilden“, mahnte Kemmer mit Blick auf das Oldtimer-Kfz-Gewerbe. Um passende bzw. überhaupt Auszubildende zu finden, müssen gerade auch Oldtimerbetriebe in die sozialen Medien gehen, empfahl Carsten Müller im Rahmen der Diskussion. „Für junge Menschen ist ein Golf 1 fast so alt wie eine Kutsche!“, erklärte er. Ergo sollten sich auch „alte Hasen“ an die gesetzliche Definition eines Oldtimers halten, die bekanntlich „ab 30 Jahre“ lautet, und den Jungen beim Einstieg ins Oldtimerhobby ihre Geschmacksdefinitionen aufzwingen, was ein Oldtimer ist, und was nicht.
Informationen zum Restaurator des Handwerks
Über den aktuellen Stand der Dinge in Sachen Restaurator des Handwerks informierte „H-Kennzeichen-ZDK-Mitarbeiter“ Joachim Syha („Ich bin seit 32 Jahren beim Zentralverband“). Der Restaurator des Kfz-Handwerks ist der mittlerweile 19. seiner Art. Nachdem inzwischen der Rahmen samt Inhalt für die Zusatzqualifikation oberhalb des Meisters steht, gelte es nun, geeignete Handwerkskammern und Dozenten zu finden, die bereit sind, die praktische Unterrichtung der Restauratoren zu übernehmen. Hierzu befindet sich Syha bereits in intensiven Gesprächen.
Dass es aus Sicht von K&L-Betriebe ein Leben nach oder besser gesagt außerhalb der Schadensteuerung gibt, zeigte Jürgen Book, Classic-Cars-Manager bei der BASF-Tochter Glasurit. „Das Geschäft mit historischen Fahrzeugen ist eines, das Spaß macht. Dass etliche damit fremdeln, ist unbegründet“, sagte Bock und sprach im Hinblick auf die aktuelle Situation in der Schadensteuerung von einem „atomisierten Feld“. Allerdings müsse man Classic lieben und leben, wenn man als Karosserie- und Lackbetrieb im Oldtimersegment erfolgreich unterwegs sein möchte, so der Lackexperte: „Der Betrieb muss Leidenschaft und Vertrauen ausstrahlen.“
E-Fuels, ein spannendes Thema
Über interessante Fakten, Wahrheiten und Halbwahrheiten in Sachen E-Fuels berichtete Christian Nikolai, Beirat für das Thema alternative Kraftstoffe beim Oldtimerbundesverband Deuvet und Repräsentant von Fuel-Motion. „Allein der Begriff ist schon falsch. Die korrekte Bezeichnung ist ‚synthetische Kraftstoffe‘ für nicht fossile Kraftstoffe“, so Nikolai. Einzig „PtLs“ seien wirkliche E-Fuels – Power-to-Liquid steht für die Umwandlung von Wasser mittels Strom zu flüssigem Kraftstoff. Das hier von überzeugten E-Auto-Jüngern und häufig auch seitens der Politik vorgebrachte Argument des deutlich schlechteren Wirkungsgrads gegenüber der Nutzung von Strom in Elektrofahrzeugen lässt Nikolai nicht gelten. „Eine Kilowattstunde Strom kostet in Saudi-Arabien einen Cent. Da spielt das Wirkungsgradverhältnis überhaupt keine Rolle“, argumentierte der Kraftstoffspezialist.
Der Wirkungsgrad, allerdings nicht der technische, sondern der menschliche, stand im Mittelpunkt von Joachim Syhas zweitem Vortrag. Motto: Ohne die kontinuierliche Investition ins Wissen des eigenen Personals, die Vermittlung und den Aufbau von Fachwissen bei jungen Mitarbeitern, sieht’s in Sachen effektivem Erledigen von Aufträgen künftig mau aus. Syha unterstrich, dass gerade auch Oldtimer-Fachbetriebe darauf angewiesen sind, notwendige Fachkräfte vor allem durch internen Know-how-Transfer von älteren und hin zu jungen Mitarbeitern zu qualifizieren. Gleichzeitig sollten sich aber auch Young- und Oldtimerspezialisten moderne Technologien zunutze machen, sprich Informationsmedien wie E-Learning-Tools, Google (Publikationen), Youtube, Blog-Tagebücher, Foren und Podcasts für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter nutzen.
Was aus Sicht eines Kfz-Betriebs, der sich auch mit klassischen Fahrzeugen befasst, in Sachen Versicherungsschutz wichtig und wissenswert ist, verdeutlichte Marco Wenzl, Key-Account-Manager beim Oldtimerversicherer OCC, in seinem Vortrag. „Die Handel-Handwerk- als Teil der Betriebshaftpflichtversicherung so mancher Werkstatt weist deutliche Defizite auf“, lautete Wenzels Tenor. So verkörpert jeder Fortschritt bei einer Restaurierung einen Wertzuwachs. Das heißt, hier muss der wachsende Wert des Wagens regelmäßig an die Versicherung kommuniziert werden, wobei er auch schnell die vertraglich vereinbarte Deckungssumme überschreiten kann. Gleiches gelte für die temporäre Anwesenheit von besonders wertvollen Fahrzeugen. „Nehmen Sie einen Betrieb, der sich auf englische Klassiker spezialisiert hat und in der Regel Triumphs oder MGs repariert und restauriert. Doch plötzlich steht ein Jaguar C-Type auf dem Hof, der einen massiv siebenstelligen Eurowert verkörpert. Dann sollten Sie ganz schnell mit Ihrer Versicherung sprechen bzw. mit dem Eigentümer und dessen Versicherung klären, wer im Fall der Fälle für welchen Schadenfall in Haftung geht“, so Wenzl. Ein weiteres Problem in Sachen Versicherungsschutz können zerlegte Fahrzeuge darstellen. Sie werden im Schadenfall üblicherweise nur als Teile bewertet und damit oftmals unterbewertet. OCC als Versicherungsdienstleister bietet hier praxisbezogenere Lösungen im Sinne der Betriebe, erklärte Marco Wenzl.
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