Oldtimerstudie Young- und Oldtimer – das 3,8-Milliarden-Geschäft

Von Steffen Dominsky Lesedauer: 4 min

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Wie es aktuell um Emotionen, vor allem aber um harte Fakten in Sachen klassische Fahrzeuge in Deutschland bestellt ist, verrät die neuen Classic-Studie von ZDK, VDA, VDIK und BBE Automotive.

Seit zehn Jahren dokumentiert die branchenweit einmalige Erhebung den Wirtschaftsfaktor „Young- und Oldtimer“ in Deutschland.
Seit zehn Jahren dokumentiert die branchenweit einmalige Erhebung den Wirtschaftsfaktor „Young- und Oldtimer“ in Deutschland.
(Bild: BBE)

Seit zwölf Jahren dokumentiert die branchenweit einmalige Erhebung den Wirtschaftsfaktor „Young- und Oldtimer“ in Deutschland. Auf dem Oldtimerkongress des Kraftfahrzeuggewerbes im Rahmen der diesjährigen Techno Classica haben der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) unter Federführung von BBE Automotive die aktuelle Ausgabe der „Classic-Studie“ vorgestellt.

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Demnach stellen die über 30-jährigen Pkw in Deutschland einen Gesamtwert von rund 31 Milliarden Euro dar. Das Reparatur- und Wartungsvolumen für die „echten“ Old- und Youngtimer beträgt stolze 3,8 Milliarden Euro. Das heißt, jedes dieser Fahrzeuge verursacht pro Jahr etwa 1.300 bis 1.600 Euro an Reparaturkosten. Hinzu kommen bei Oldtimern Kosten für eine Restaurierung. Etwa 10.000 Mitarbeiter in Kfz-Betrieben befassen sich ganz oder teilweise mit historischen Fahrzeugen.

Der Bestand und sein positives Image

Der Pkw-Bestand beträgt hierzulande 48,5 Millionen Einheiten. Davon sind 1.257.211 Stück älter als 30 Jahre – ein Anteil von 2,6 Prozent. Hinzu kommen rund 200.000 nicht zugelassene bzw. mittels 07er-Wechselkennzeichen bewegte Fahrzeuge. Das theoretische künftige Oldtimerpotenzial repräsentieren 855.592 Youngtimer (25 bis 29 Jahre) plus weitere 2.774.981 Pkw im Alter von 20 bis 24 Jahren. 704.000 der über 30-jährigen Pkw verfügen über ein H-Kennzeichen. Sie stehen laut BBE-Geschäftsführer Gerd Heinemann zusammen mit den nicht zugelassenen Klassikern für das Kernpotenzial von rund einer Million „echter“ Oldtimer. Circa eine Viertel Youngtimer hat das Potenzial zum künftigen Oldtimer, der Rest sind einfach „normal“ im Alltag genutzte Autos.

Eine positive Erkenntnis der Studie: 40 Prozent aller Fahrzeuge haben einen Wert von unter 10.000 Euro, 20 Prozent liegen zwischen 10.000 und 50.000 Euro, nur jeder 50. Oldtimer ist mehr als 100.000 Euro wert. „Der Einstieg in die Young- und Oldtimerszene kann also durchaus erschwinglich sein, und das Hobby Oldtimer ist nicht nur etwas für gut betuchte Menschen“, so Heinemann. Positiv ist auch nach wie vor die Einstellung der Bevölkerung zum Auto und auch zu Oldtimern. 90 Prozent der Befragten wollen ein Auto besitzen und haben Spaß daran. 76 Prozent sehen in Oldtimern ein Kulturgut. Fast zwei Drittel der Befragten können als Oldtimer-Fans bezeichnet werden, ein knappes Viertel steht dem Oldtimer skeptisch gegenüber, 14 Prozent sind neutral. Über 70 Prozent freuen sich immerhin, einen Oldtimer auf der Straße zu sehen, und 37 Prozent interessieren sich dafür.

Umweltschutz und die beliebtesten Oldtimer

Hatten alte Autos für wenige Bürger bislang auch ein Image als Umweltverschmutzer, so ändert sich dieses. Denn Oldtimer sind auch eine Form der Ressourcenschonung. Diese Ansicht teilt mittlerweile fast ein Drittel der von der Studie Befragten. Unabhängig davon beträgt die durchschnittliche Fahrleistung eines Oldtimers mit H-Kennzeichen 1.600 Kilometer pro Jahr – 0,2 Prozent der gesamten Pkw-Fahrleistung in Deutschland. Ihr Anteil am Ausstoß umweltbelastender Schadstoffe ist somit vernachlässigbar.

Eine weitere, wenn auch nicht neue Erkenntnis der Studie ist: Die beliebtesten Marken mit H-Kennzeichen sind Mercedes, VW, Porsche und BMW. Während bei Mercedes die Typen W123 und W124 vorn liegen (49.000 Fahrzeuge), sind es bei VW vor allem der Käfer (44.000 Fahrzeuge) und der Bus (33.000 Fahrzeuge). Sie zusammen stehen für über 40 Prozent des deutschen Bestands bei den Fahrzeugen ab 30 Jahren. Ein klarer Trend hingegen ist: Je jünger die Modelle sind, desto stärker sind sie in jüngster Vergangenheit im Wert gestiegen. Während alle Oldtimer im Schnitt um 5 Prozent in den Preisen zulegten, stiegen die der Achtzigerjahre laut Datenlieferant Classic Analytics um 7 Prozent.

Die Oldtimerverteilung und der Fachkräftemangel

Unterschiede gibt es auch in der regionalen Verteilung klassischer Fahrzeuge. So findet man Oldtimer-Hochburgen nach wie vor in kaufkraftstarken Gebieten der Großstädte und in deren Umlandsorten, wie zum Beispiel Starnberg oder dem Rhein-Kreis Neuss. Aber auch etwa Bottrop oder Hameln-Pyrmont zeigen mit einem vergleichsweise hohen Oldtimeranteil von um 4 Prozent (Bundesdurchschnitt: 2,25 Prozent), dass auch andere Regionen durchaus Hochburgen bei Oldtimern darstellen. Die Bestandsstruktur unterscheidet sich hier deutlich von kaufkraftstarken Gebieten mit Mercedes- und Porsche-Dominanz: Hier verfügen Marken wie Opel, Ford und Volkswagen über eine größere Bedeutung und bekräftigen die starke, emotionale Bindung zum historischen Kulturgut. Das spiegelt sich zum Teil auch die Veränderungen in der Szene wider. Ältere Generationen gehen dem Hobby seltener nach, es kommen neue Fans und mit ihnen andere Fahrzeuge hinzu.

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Das größte Problem der Branche bleibt nach wie vor, geeignete Fachkräfte für Arbeiten an Old- und Youngtimern zu finden. Neben erfolgreichen Wegen zur Personalrekrutierung werden in der Studie auch weitere Problemfelder wie z. B. die Online- und Social-Media-Präsenz von Unternehmen beschrieben. „Hier besteht noch Handlungsbedarf“, betont Matthias Kemmer, Vorsitzender des ZDK-Oldtimerausschusses. „Viele Betriebe verfügen über großes Know-how rund um die Fahrzeuge, kommunizieren aber zu wenig in Richtung Nachwuchs.“ Außerdem ist es für Oldtimerbetriebe sinnvoll, mit Spezialisten und Fahrzeugclubs zu kooperieren und sich ein Netzwerk aufzubauen.

Die Marktstudie „Wirtschaftsfaktor Young- und Oldtimer 2023“ wurde von der BBE Automotive GmbH in Partnerschaft mit ZDK, VDA, VDIK, ADAC, Automechanika Frankfurt, Bosch, Vogtmann & Herold, FSP/TÜV Rheinland, Württembergische Versicherung, Glasurit, Classic Data und dem Fachmagazin „Oldtimer Markt“ erstellt. Damit liegen umfassende und verlässliche Daten über den Markt für Classic Cars in Deutschland vor.

 

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