INM/Uni Saarland Selbstreparierender Autolack

Redakteur: Slawa Schaub

Forscher aus Saarbrücken und Leibniz entwickeln derzeit einen umweltfreundlichen Lack aus Maisstärke. Seine molekulare Struktur soll es ermöglichen, dass kleine Kratzer nach kurzer Zeit wieder von selbst verschwinden.

Anbieter zum Thema

Umweltfreundliche, ringförmige Cyclodextrine aus Maisstärke (grau) bilden die Grundlage des Autolackes, der Kratzer von selbst repariert.
Umweltfreundliche, ringförmige Cyclodextrine aus Maisstärke (grau) bilden die Grundlage des Autolackes, der Kratzer von selbst repariert.
(Bild: Universität des Saarlandes)

Wissenschaftler der Universität des Saarlandes und des INM (Leibniz-Institut für Neue Materialien) entwickeln derzeit einen neuen Autolack. Dieser soll wegen der besonderen Anordnung seiner Moleküle in der Lage sein, kleine Kratzer selbst zu reparieren. In den nächsten drei Jahren sollen die beiden Einrichtungen den Lack gemeinsam für die industrielle Anwendung vorbereiten.

Für die netzartige Struktur des neuen Lackes verwenden die Forscher ringförmige Abkömmlinge der Maisstärke (Cyclodextrine). Diese fädeln sie wie Perlen auf mikroskopische Kunststofffäden, auf denen sie frei beweglich sind. Sperrige Stoppermoleküle hindern die Cyclodextrine dabei am Abfädeln. Eine chemische Reaktion vernetzt anschließend die Fäden über den Perlen miteinander. Laut Dr. Gerhard Wenz, Professor für Organische Makromolekulare Chemie an der Uni Saarland, ist das entstehende Netzwerk beweglich und elastisch wie ein Strumpf. Das Material soll nach einem oberflächlichen Kratzer die Lücke wieder auskleiden und der Kratzer binnen weniger Tage verschwinden.

Umweltfreundliche, ringförmige Cyclodextrine aus Maisstärke (grau) bilden die Grundlage des Autolackes, der Kratzer von selbst repariert.
Umweltfreundliche, ringförmige Cyclodextrine aus Maisstärke (grau) bilden die Grundlage des Autolackes, der Kratzer von selbst repariert.
(Bild: Universität des Saarlandes)

Ein weiterer wichtiger Ansatz ist die Umweltverträglichkeit: Das Grundprinzip solcher Lacke ist bereits aus Japan bekannt. Bislang verlief die Herstellung jedoch nur mit teuren Ausgangsmaterialien und hochgiftigen Lösungsmitteln. Stattdessen sind Cyclodextrine, industriell aus Maisstärke gewonnene, Naturmineralien. Laut Dr. Wenz wollen die Wissenschaftler die Reaktionen nur in gesundheitlich unbedenklichen Lösungsmitteln durchführen. Das Herstellungsverfahren soll ein klimafreundliches Produkt ohne Schadstoffemissionen bereitstellen und gleichzeitig kosteneffizient sein.

Um die Anforderungen der Automobilindustrie zu erfüllen, müssen die Lacke verschiedene Testverfahren durchlaufen. Dazu gehören Verkratzungs-, Klima- und Bewitterungstests. Sie sollen aufzeigen, ob die Lacke im Sinne der Automobilhersteller einsetzbar sind und die Kratzer wirklich innerhalb weniger Tage ausheilen. Bei allen Testreihen berücksichtigen die Forscher ebenfalls die für die Lackindustrie üblichen ISO-Richtlinien.

(ID:44086582)