Infektionsschutz Keine speziellen Regeln für Kfz-Betriebe
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Die Corona-Krise sorgt für Verunsicherung in der Kfz-Branche. Eine häufig aufkommende Frage betrifft das Ansteckungsrisiko am Kundenauto. Hier gilt: Hygiene ist wichtig – Desinfektion meist zu aggressiv.

Die Corona-Krise stellt die Kfz-Branche vor vielfältige Herausforderungen. Nicht die geringste darunter ist die ganz praktische Frage, ob sich die Servicemitarbeiter an Kundenautos infizieren können. Denn dieses Thema sorgt aktuell für große Verunsicherung bei den Kolleginnen und Kollegen in den Werkstätten.
Die Aussagen von Experten zu den möglichen Übertragungswegen des neuen Corona-Virus SARS-CoV-2 lassen aber den Schluss zu, dass die Gefahr einer sogenannten Schmierinfektion – also durch Kontakt mit Oberflächen oder Gegenständen, auf denen sich Viren abgesetzt haben – relativ gering sind. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung gibt es aktuell keine nachgewiesenen Fälle, dass sich Menschen durch den Kontakt zu kontaminierten Gegenständen angesteckt haben. Das Institut spricht von einer relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt und von einer Inaktivierung in getrocknetem Zustand innerhalb von Stunden bis einigen Tagen.
Virus kann auf Plastik bis zu drei Tage überstehen
Allerdings zeigen erste Laboruntersuchungen für SARS-CoV-2, dass es nach starker Kontamination bis zu drei Stunden als Aerosol, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu drei Tage auf Edelstahl und Plastik infektiös bleiben kann. Eine Schmierinfektion ist also denkbar und gerade im Fahrzeuginnenraum nicht ausgeschlossen – aber nur, wenn das Virus kurz danach über die Hände auf die Schleimhäute des Mund- und Rachenraumes oder die Augen übertragen wird.
Diese Gefahr besteht aber aktuell überall im öffentlichen Raum, in Supermärkten ebenso wie in Arztpraxen oder Apotheken. Das Bundesinstitut für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin teilte auf Anfrage von »Fahrzeug+Karosserie« mit, dass im Kfz-Gewerbe kein bestimmter Umgang mit SARS-CoV-2 gilt. Bei beruflichen Tätigkeiten mit Personenkontakt wie im Einzelhandel, Gastgewerbe, Sicherheitsdienst, Handwerk, Lieferdienst, Personentransport und Büroräume gelten weiterhin die Bestimmungen und Empfehlungen zum Infektionsschutz und zur Hygiene, die allgemein bekannt sind – also regelmäßiges Händewaschen, Husten- und Niesetikette sowie ausreichender Abstand zu anderen Menschen.
Bei der Fahrzeugannahme mag besonders der letzte Punkt manchmal schwierig umzusetzen sein – wenn auch weniger an der Theke oder am Schreibtisch, als vielmehr bei der Direktannahme. Besonders bei beengten Platzverhältnissen empfiehlt sich daher, den Kunden nicht mehr mit in die Direktannahmehalle zu nehmen, sondern ihm die Ergebnisse später am Schreibtisch oder am besten telefonisch oder per Video mitzuteilen.
Keine aggressiven Desinfektionsmittel verwenden
Die üblichen Hygienemaßnahmen reichen beim Umgang mit Kundenautos also aus. Umso mehr, wenn die Mitarbeiter konsequent Schutzfolien für Lenkrad und Schalthebel einsetzen oder Einweghandschuhe tragen. Doch was ist mit zurückgebrachten Leih- oder Ersatzwagen, die danach an den nächsten Kunden übergehen? Können die zum Virenverteiler werden?
Eine gründliche Reinigung des Innenraums und hier vor allem der Kontaktflächen (Türgriffe, Lenkrad, Schalthebel, Lenksäulenhebel) ist deshalb durchaus empfehlenswert. Receb Dursun vom Reinigungsmittelhersteller Dr. Wack gibt dafür folgende Tipps:
- Das Fahrzeug vor der Reinigung gründlich lüften, um die Anzahl von Viren/Bakterien zu reduzieren.
- Tücher nur einmal verwenden und dann entsorgen.
- Wischen ist besser als nur einwirken lassen.
- Für ausreichend Reiniger auf dem Lappen sorgen.
- Auf einen ausreichenden Selbstschutz achten und am besten Einmalhandschuhe verwenden. Nicht damit ins Gesicht fassen.
Vor der Benutzung aggressiver Desinfektionsmittel rät Dursun übrigens ab: „In der Regel kann man mit normalen passenden Reinigungsmitteln bei der richtigen Anwendung eine ausreichende Reduktion von möglichen vorhanden Viren und Bakterien erreichen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist vielmehr die Art und Weise der Durchführung und die Gründlichkeit. Spezielle Desinfektionsmittel enthalten in der Regel Alkohole (über 80 Prozent) und können damit sehr viele Oberflächen (Kunststoffe, Leder, Plexiglas) schädigen.“
Hygiene im Kfz-Betrieb ist Chefsache
Die Grundregeln der Infektionsvermeidung gelten natürlich nicht nur im Kundenkontakt, sondern auch innerhalb der Belegschaft selbst – besonders wenn sich Mitarbeiter Werkzeuge und andere Arbeitsmittel, wie Computer und Arbeitsmappen, teilen. Schließlich sind die Unternehmer dafür verantwortlich, für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter Sorge zu tragen.
Dies bekräftigt auch ein Dekra-Sprecher. So müssten Betriebsinhaber grundsätzlich – und natürlich auch jetzt im Zuge der Corona-Pandemie – die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken über eine Gefährdungsbeurteilung absichern. Aufgrund der dynamischen Entwicklung der Epidemie müsste die Beurteilung regelmäßig an die aktuelle Situation angepasst werden. „Für das Erstellen einer Gefährdungsbeurteilung könnten sich die Inhaber an Arbeitssicherheitsexperten der Dekra wenden“, heißt es von der Prüforganisation.
Ein umfangreiches Angebot von Lenkrad- und Schalthebelschützern, Einweghandschuhen und anderen Hygieneprodukten für Kfz-Betriebe finden Sie bei Vogel Forma.
Vogel Forma ist ein Unternehmen der Vogel Communications Group, in der auch »Fahrzeug+Karosserie« Online erscheint.
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