Faurecia So sieht der Autositz der Zukunft aus
Die beim Kunden weithin unbekannte französische Firma Faurecia gehört zu den größten Zulieferern der Autoindustrie. In der Deutschlandzentrale des Unternehmens wird über die Autositze der Zukunft nachgedacht.

Eine lange Treppe führt hinab in eine Halle im Untergeschoss des Hannoveraner Geschäftshauses. Große Fenster sorgen für unverfälschtes Tageslicht. Einmal rundherum reihen sich Autositze ohne Autos, dafür aber mit Lenkrad und Armaturenbrett.
Eine Art Ruhmeshalle des französischen Zulieferkonzerns Faurecia, der sich neben vielen anderen Geschäftsfeldern auch um Design und Produktion von Autositzen kümmert. Die Exponate, die hier in der Deutschlandzentrale stehen, sind meist schon in bekannten Serienmodellen von Mercedes, Porsche, VW oder Peugeot zu finden. Deren Besitzer allerdings wissen wohl kaum, welches Unternehmen für ihren Sitzkomfort verantwortlich ist.
„Seat for me“ mit Überwachungssystem
Derzeit arbeiten die Franzosen am nächsten Schritt. „Die Sitze spielen eine zentrale Rolle für ein optimales Fahrerlebnis, weil sie der Teil des Innenraums sind, der dem Menschen am nächsten ist“, sagt Christian Neyrinck, Ingenieur bei „Faurecia Seating“. Sie sind also die Schnittstelle zwischen dem Auto und dem Insassen. Hier können die Konstrukteure ansetzen, wenn es um eine Verbesserung von Komfort, aber auch die Sicherheit geht.
Neyrinck zeigt auf eine Konstruktion, die sich auf den ersten Blick nicht von den anderen sogenannten „Sitzkisten“ in der Halle unterscheidet. Das Demonstrationsobjekt heißt „Seat for me“ und ist noch ein gutes Stück von der Serienreife entfernt. Das versteckte Geheimnis im Innenleben des Sessels sind zahlreiche Sensoren, die die Körpernähe des Insassen messen und dabei prüfen, welchen Druck der Mensch an welcher Stelle des Sitzes ausübt.
Vorschläge für Gegenmaßnahmen
Das mit den Sensoren verbundene Überwachungssystem verarbeitet diese Daten und erkennt zum Beispiel Körperhaltungen, die nicht nur Ermüdung oder Rückenschmerzen verursachen, sondern auch ein Sicherheitsrisiko sein können. Christian Neyrinck nennt als Beispiele durchgestreckte Arme, ein nach vorne verschobenes Becken oder eine für lange Zeit bewegungslose Sitzposition.
Jetzt schlägt das System Alarm, übermittelt dem Fahrer Vorschläge für Gegenmaßnahmen wie eine Veränderung der Körperhaltung. Unterstützt werden die Ratschläge durch gezielte Vibrationen im Sitz und durch Anpassung der Sitzhärte an kritischen Stellen. Die individuellen Empfehlungen wurden zusammen mit dem Unternehmen „Human Fab“, einem medizinischen Forschungslabor, entwickelt.
Zudem hat der Sitz eine Massagefunktion, die heute schon vor allem in Oberklassemodellen zu finden ist. Sie enthält verschiedene Wellness-Funktionen und ist mit einer Kopfstütze verbunden, die über integrierte Kopfhörer diverse personalisierte Klänge anbietet.
Aufzeichnung der Gesundheitsdaten
Der nächste Entwicklungsschritt ist dann ein System, dass aktuelle Gesundheitsdaten des Fahrers aufzeichnet und verarbeitet. Sensoren messen Puls- und Atemrhythmus des Fahrers. Das liefert Hinweise auf dessen Wachsamkeit, drohende Schläfrigkeit oder das momentane Stresslevel.
Als Sofortmaßnahme kann das „Stimmungsbild“ im Innenraum des Autos verändert werden, zum Beispiel durch Musik oder eine veränderte Innenbeleuchtung. Die Elektronik soll aber künftig auch einen drohenden Herzinfarkt oder Schlaganfall erkennen können und per Notruf medizinische Hilfe holen können. Über die Online-Verbindung des Cockpits könnten sich in Zukunft Ärzte mit dem Fahrer verbinden und ihn beraten.
Massagematte für Rückenprobleme
Noch ist nicht klar, wann diese Systeme zum Einsatz kommen. Für Menschen mit Rückenproblemen gibt es aber eine schnelle Lösung. Faurecia hat eine Massagematte entwickelt, die in jedem PKW angebracht werden kann. Sie wird über die Bordbatterie mit Strom versorgt und bietet verschiedene Wellness-Programme, die über eine Smartphone-App ausgewählt werden können.
Kleine Kissen im Schulter- und Rückenbereich werden dabei mit Luft aufgeblasen, die dann wieder entweicht. Daraus entsteht eine Massage-Funktion. Die Matte kann schnell installiert werden und kostet knapp 300 Euro.
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