Servicemarkt Studie sieht Rückgang des Ersatzteilverkaufs um 13 bis 17 Prozent bis 2040

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Die Unternehmensberatung Roland Berger und Clepa, der europäische Verband der Automobilzulieferer, haben den Einfluss der Elektromobilität auf den Aftermarket untersucht. Die Studie, die im Vorfeld der Automechanika vorgestellt wurde, bietet aber auch positive Zukunftsaussichten.

Nichts unter der Haube? E-Autos brauchen 30 Prozent weniger Ersatzteile als Fahrzeuge mit Verbrennern.
Nichts unter der Haube? E-Autos brauchen 30 Prozent weniger Ersatzteile als Fahrzeuge mit Verbrennern.
(Bild: Rosenow – »kfz-betrieb«)

Batteriebetriebene Fahrzeuge benötigen rund 30 Prozent weniger Ersatzteile. Dies wird den Ersatzmarkt in den nächsten Jahrzehnten umkrempeln und bei vielen Kfz-Betrieben zu sinkenden Werkstattumsätzen führen.

Doch um wie viel, und wie schnell das passieren wird, das ist vielen Marktteilnehmern noch unklar. Eine gemeinsame Studie von Roland Berger und Clepa, dem europäischen Verband der Automobilzulieferer, die am 8. September im Vorfeld der Fachmesse Automechanika auf der Messe Frankfurt vorgestellt wurde, versucht darauf Antworten zu geben.

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„Für die Unternehmen im Kfz-Ersatzteilmarkt ist die Planung für den Übergang zur Elektrifizierung sehr komplex, weil auch nach 2035 viele Autos auf unseren Straßen noch einen Verbrennungsmotor haben werden“, sagt Felix Mogge, Partner bei Roland Berger. „Trotz des derzeit niedrigen E-Auto-Anteils von nur 0,8 Prozent am Fahrzeugbestand müssen sich die Akteure schon jetzt neu positionieren, um ihren zukünftigen Erfolg zu sichern.“

In ihrer Untersuchung entwickelten die Autoren drei Zukunftsszenarien. Das ambitionierteste Szenario („Radikale Elektrifizierung“) prognostiziert einen raschen Durchbruch der E-Mobilität. Dadurch würde der Anteil batteriebetriebener Fahrzeuge an den Gesamtverkäufen neuer Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen auf 82 Prozent im Jahr 2030 steigen und ab 2035 100 Prozent erreichen.

Das mittlere Szenario („Ehrgeizige Transformation“) orientiert sich an den derzeit gültigen politischen und unternehmerischen Zielen. Darin stabilisieren sich die Preise für Batterierohstoffe und es wird eine angemessene Ladeinfrastruktur aufgebaut. Der Anteil der E-Autos an den Gesamtverkäufen wächst dadurch bis 2030 auf 68 Prozent und erreicht von 2035 an 100 Prozent.

In dem am wenigsten progressiven Szenario („Erfüllung der Gesetzesanforderungen“) wird der Fortschritt in Richtung vollständiger Elektrifizierung durch verschiedene Widerstände abgemildert; dies beinhaltet unter anderem steigende Kosten für Batterierohstoffe. In der Folge steigt der E-Auto-Anteil am Gesamtabsatz auf 53 Prozent im Jahr 2030 und auf 96 Prozent im Jahr 2035. 2040 wird er bei 99 Prozent liegen.

Neuer Milliardenmarkt für E-Auto-Teile

Die Auswirkungen dieser verschiedenen Elektrifizierungsgeschwindigkeiten auf den Kfz-Ersatzteilmarkt haben die Autoren durchgerechnet. Sie analysierten 250 Komponenten entlang von 53 Fahrzeugsystemen. Die Autoren gehen davon aus, dass batterieelektrische Fahrzeuge im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennern ein um etwa 30 Prozent geringeres Umsatzpotenzial bei traditionellen Ersatzteilen haben.

Im ehrgeizigsten Szenario wird ein Nachfragerückgang von 12 Prozent bis 2035 und 17 Prozent bis 2040 prognostiziert. Bei den Produktkategorien sind der Verbrennungsmotor sowie der Antriebsstrang mit einem Nachfragerückgang von 49 bzw. 51 Prozent am stärksten betroffen. Im Szenario „Einhaltung von Vorschriften“ wird der Effekt voraussichtlich bis 2040 auf minus 13 Prozent reduziert.

Die Elektrifizierung eröffnet den Anbietern aber auch neue Möglichkeiten, betonen die Experten. Den Markt für BEV-relevante Ersatzteile beziffern die Experten bis sechs bis sieben Milliarden Euro im Jahr 2040. „Ein wichtiger Schwerpunkt der Anbieter wird künftig in der Entwicklung von Kapazitäten zur Aufarbeitung und Reparatur von Batteriesystemen, Elektromotoren, E Achsen und Leistungselektronik liegen“, prognostiziert Frank Schlehuber, Senior Consultant Market Affairs bei Clepa. „Bei den Aftermarket-Dienstleistungen erwarten wir eine Verlagerung von der Hardware zur Software. Außerdem wird die präventive Wartung Marktanteile gewinnen, denn die Batterie ist sicherheitsrelevant.“

Großhändler können künftig beim Management von Altkomponenten unterstützen, Recycling-Rohstoffe vertreiben oder ihre Logistiknetze neuen Kundengruppen anbieten. Für Werkstätten gibt es die Option, sich als Batteriefahrzeug-Spezialisten zu positionieren und Generalisten-Werkstätten in der Umgebung ihre Dienste anzubieten. Um ihr Servicenetzwerk zu stärken, können sie darüber hinaus Autoherstellern, die nach Werkstattpartnern suchen, ihre Dienstleistungen zur Verfügung stellen.

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