Allianz Autotag Versicherung fordert mehr Reparaturen mit gebrauchten Ersatzteilen
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Instandsetzen statt Erneuern – auf dieses Motto lassen sich die Aussagen des 10. Allianz Autotags reduzieren. Neben der vermehrten Nutzung gebrauchter Ersatzteile setzt sich die Versicherung für die Freigabe von Scheinwerferglas-Reparaturen ein.

98 Prozent der CO2-Emissionen lassen sich laut Allianz Zentrum für Technik (AZT) einsparen, wenn ein beschädigter Scheinwerfer nicht erneuert, sondern instand gesetzt wird. Die damit einhergehende Kostenminderung beziffert das AZT am Beispiel des VW ID 3 auf knapp 1.000 Euro.
Während die Reparatur des Scheinwerfergehäuses zugelassen ist, trifft das nicht auf die Scheinwerferverglasung zu. „Das ist insofern nicht verständlich, da dieses Verfahren in anderen europäischen Ländern zulässig und zudem von einer Reihe von Fahrzeugherstellern freigegeben ist. Hier sollte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr die aktuelle Regelung prüfen und den Weg für eine fachgerechte Instandsetzung durch die Werkstätten freimachen“, forderte AZT-Geschäftsführer Dr. Christoph Lauterwasser während des 10. Allianz Autotags in Ismaning bei München.
Unter reparierbaren Schäden an Scheinwerfergläsern versteht man bei der Allianz Vergilbungen, nicht zu tiefe Kratzer und ebensolche Steinschläge, deren Reparatur laut AZT-Geschäftsführer „aus der Grauzone geholt“ werden soll.
Grüne Reparaturen – so bezeichnet die Allianz Versicherung Instandsetzungsverfahren, bei denen signifikant Ressourcen geschont sowie Emissionen und Kosten reduziert werden. 60 Prozent CO2 und rund 1.700 Euro ließen sich beispielsweise einsparen, wenn die Seitenwand eines Ford Fiesta nicht erneuert, sondern rückverformt wird.
Gebrauchtteile: AZT sieht in Deutschland Nachholbedarf
In diesem Zusammenhang befragte die Versicherung Autofahrer nach ihrem Verhalten. Demnach würden 89 Prozent der Befragten eine Reparatur ihres Fahrzeugs mit gebrauchten, aber vollständig intakten und zertifizierten Ersatzteilen anstelle von Neuteilen akzeptieren. Lauterwasser sieht darin „ein wichtiges Signal für den Markt“ und erklärte: „In Frankreich und in Großbritannien ist das Verwenden von Gebrauchtteilen bereits etabliert, in Deutschland haben wir aus unserer Sicht noch Nachholbedarf. Wir brauchen einen funktionierenden Markt für Gebrauchtteile für ein nachhaltiges, grünes Schadenmanagement, gerade angesichts der aktuellen Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen.“
Videobesichtigungen anstelle von Vor-Ort-Begutachtungen favorisiert die Allianz seit Anfang 2020. Seither sei der Anteil Letzterer von gut 80 auf rund 40 Prozent gesunken, was laut Versicherung Einsparungen von zwei Millionen Fahrkilometern sowie 300 Tonnen CO2 allein im Jahr 2021 zur Folge hatte. Versicherungsnehmer würden diese Art der Schadenaufnahme „sehr gut annehmen“ und mit 4,7 Sternen bewerten (Maximum: 5 Sterne). Auf Anfrage von »kfz-betrieb« wurde deutlich: Der Versicherer ist sich der berechtigten Kritik an Videobesichtigungen durchaus bewusst – Stichwort Gerichtsfestigkeit.
In Werkstätten will die Allianz Nachhaltigkeitsstandards etablieren. „Wir sind dazu bereits mit den Interessenvertretern des Kfz-Gewerbes im Gespräch“, erklärte Lucie Bakker, Schadenvorständin der Allianz Versicherungs-AG. Sie versteht darunter hohe Energieeffizienz und Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. „Darüber hinaus erwarten wir eine verstärkte Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden, dass im Versicherungsfall nachhaltige Ersatzmobilität, von Elektroautos über Elektrofahrräder bis zu ÖPNV-Tickets, von den Werkstätten zur Verfügung gestellt wird.“
E-Mobilitätsplattform ab Anfang 2023
Zum Thema E-Mobilität will die Versicherung gemeinsam mit Experten und Unternehmen eine digitale Plattform schaffen. Diese soll Fragen von Endverbrauchern beantworten und einen – Zitat – „kuratierten Marktplatz für alles, was mit Elektrofahrzeugen zu tun hat“, bieten. Dazu sollen auch Versicherungsprodukte gehören. Starten soll die Plattform Anfang kommenden Jahres – zunächst in Deutschland, später auch in anderen Märkten.
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