Nutzfahrzeuge Markt zeigt Anzeichen der Normalisierung
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Der Corona-Lockdown hatte den Nutzfahrzeugsektor besonders hart getroffen, doch langsam beginnt sich die Branche europaweit wieder zu erholen, wie die Juni-Zahlen zeigen. Ein bedeutender Markt ist sogar wieder im Plus.

Die Lage des europäischen Nutzfahrzeugmarkts ist weiterhin geprägt von einer starken Kaufzurückhaltung. Insgesamt ist der Rückgang der Neuzulassungen allerdings weit entfernt von dem Totalzusammenbruch der Nachfrage im April, als laut den Zahlen des Herstellerverbands Acea die Zulassungszahlen um zwei Drittel eingebrochen waren.
Für den Juni vermeldete der Verband am Donnerstag in den Ländern der EU, der Efta und in Großbritannien 204.000 Erstzulassungen an Nutzfahrzeugen und Bussen aller Klassen. Das waren 23,1 Prozent weniger als im Juni des Vorjahres. Auch in den Monaten März (-47,3 %) und Mai (-44,4 %) waren die Rückgänge deutlicher ausgefallen.
Angesichts der moderaten Rückgänge zu Jahresbeginn summiert sich das Minus des europäischen Nutzfahrzeugmarktes damit zum Halbjahr auf 35,3 Prozent. Insgesamt kamen noch 910.249 Nutzfahrzeuge neu auf die Straßen. Vor Jahresfrist waren es 1,41 Millionen gewesen.
Angesichts der allgemeinen Marktdepression wundert es nicht, dass alle nationalen Nutzfahrzeugmärkte im Juni erneut im Minus sind – alle bis auf einen: Frankreich. Bei den Galliern legten die Zulassungszahlen im letzten Monat über alle Klassen hinweg um 2,2 Prozent zu. Der Hintergrund: Das Land ist traditionell der größte Markt für leichte Nutzfahrzeuge, dementsprechend sorgen die im Juni um 7,8 Prozent gestiegenen Neuzulassungen in dieser Fahrzeugklasse für ein Gesamtplus.
Die vier anderen klassischen großen Nutzfahrzeugmärkte in Europa verzeichneten dagegen im Juni stark unterschiedliche prozentuale Rückgänge: Großbritannien (-34,1 %), Deutschland (-30,5 %), Spanien (- 24,2 %) und Italien (-12,8 %).
Harte Einschnitte in den großen Märkten
In der Halbjahresbilanz ist aber auch in Frankreich die Zulassungsstatistik tiefrot (-32,0 %). Die anderen vier großen Märkte sind im ersten Halbjahr ebenfalls stark abgerutscht, allen voran Großbritannien mit einem Rückgang der Neuzulassungen in den ersten sechs Monaten um 45,4 Prozent. Es ist gleichzeitig die zweitschlechteste Entwicklung in Europa hinter Litauen (-55,8 %). Ähnlich schwierig ist die Situation aber auch in Spanien (-44,8 %). In Italien sanken die Neuzulassungen um 35,4 Prozent, in Deutschland um 28,6 Prozent.
Betrachtet man die einzelnen Fahrzeugklassen in der Halbjahresbilanz, haben sich unter dem Strich die leichten Nutzfahrzeuge am besten gehalten. In dieser Klasse summieren sich die Absatzrückgänge laut Acea auf 33,8 Prozent bei noch 758.000 Einheiten. Ausnahmslos alle Märkte sind in diesem Zeitraum im Minus, am stärksten Spanien mit einem Minus von 45,7 Prozent, am geringsten Zypern (-19,4 %).
Dramatischere Entwicklung bei Nutzfahrzeugen über 3,5 Tonnen
Dramatischer ist die Entwicklung der Nutzfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen. In dieser Klasse brachen die Neuzulassungen im ersten Halbjahr um 42,8 Prozent ein (136.500 Einheiten). Besonders übel erwischte es Großbritannien mit einer Halbierung des Absatzes (-51,5 %). Alle anderen großen Märkte hielten sich dagegen besser als der europäische Durchschnitt: Italien (-33,7 %), Spanien (-36,2 %), Deutschland (-38,5 %) und Frankreich (-39,4 %). Eine Ausnahme ist Griechenland, wo die Neuzulassungen um ein Fünftel stiegen – allerdings auch nur auf 336 Einheiten.
Das volumenmäßig weniger bedeutsame Busgeschäft litt ebenfalls unter der Corona-Krise: Mit einem Rückgang der Neuzulassungen um 35 Prozent auf 15.500 Einheiten ist es aber weniger heftig getroffen, als man vielleicht angesichts der eingeschränkten Reisetätigkeit hätte erwarten können.
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