E-Autos Kann es in Betrieben ebenso brennen wie auf der „Fremantle Highway“?
Der Brand des Autotransporters „Fremantle Highway“ in der Nordsee hat die Ängste vor dem Gefahrenpotenzial von Elektroautos noch einmal verstärkt. Umso mehr, als es sich bei den geladenen E-Fahrzeugen ja um Neuwagen handelte. Ein Experte gibt allerdings Entwarnung für Autohändler.

Ein brennendes Schiff, das (auch) Elektroautos geladen hat – da ist für viele Beobachter die Sachlage sofort klar: Eine Lithium-Ionen-Batterie eines E-Autos muss den Brand ausgelöst haben.
Doch obwohl die „Fremantle Highway“ nun seit dem 3. August sicher im Hafen von Eemshaven (Niederlande) liegt, gibt es noch keine offiziellen Aussagen zur Ursache des Feuers. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass einer der über 3.000 weiteren Pkw oder anderes Ladegut der Brandauslöser war. Die „Fremantle Highway“ hatte neben Pkw auch Lkw sowie Bau- und Landmaschinen geladen.
Brandursache noch unklar
„Aktuell ist noch nicht absehbar, was exakt zum Brand der Fremantle Highway geführt hat. Insgesamt befanden sich rund 3.800 Fahrzeuge auf dem Schiff, darunter etwa 500 Elektrofahrzeuge, die sich in Hinblick auf die üblichen Brandursachen (Unfälle, unsachgemäße Wartung, Produktionsfehler) wenig voneinander unterscheiden“, erklärt Lennart Hinrichs, Leiter Marketing und Strategische Partnerschaften bei dem Batteriesoftware-Unternehmen Twaice aus München, gegenüber »kfz-betrieb«. „Rein statistisch betrachtet ist es ohne weitere Anhaltspunkte durch detaillierte Untersuchungen unwahrscheinlich, dass eine Batterie den Brand ausgelöst hat. Laut Statistiken (GDV, NTSB, etc.) treten deutlich weniger Brände bei E-Fahrzeugen auf.“
Dennoch kommt laut Hinrichs eine Lithium-Ionen-Batterie als Quelle eines Feuers in Frage. Technisch gesprochen geht es vor allem um das Phänomen „Thermal Runaway“. Dieser sich selbst verstärkende wärmeproduzierende Prozess führt zu einer Überhitzung der Zelle, was schließlich zu einem Brand führen kann.
Ursache für so einen Thermal Runaway kann ein interner Kurzschluss der beiden Elektroden sein, der durch Verunreinigung der Materialien bei der Produktion oder durch mechanische Beschädigung entstehen kann. Bei älteren, schon gebrauchten Fahrzeugbatterien kann die Wahrscheinlichkeit für einen internen Kurzschluss steigen, weil die Batterie zusätzlich elektrochemisch degradiert ist.
Nur Neufahrzeuge auf dem Frachter
Allerdings hatte die „Fremantle Highway“ nach aktuellem Wissensstand ausschließlich Neufahrzeuge geladen. Batteriealterung oder eine mechanische Beschädigung kann bei diesen als Brandursache also ausgeschlossen werden. Ein Konstruktionsfehler allerdings nicht. So gab es 2020 beispielsweise einen Rückruf des Ford Focus Plug-in-Hybrid wegen Brandgefahr. Grund waren damals Verunreinigungen, die während des Produktionsprozesse in die Batteriezellen gelangt waren.
Müssen Autohändler angesichts des Falles „Fremantle Highway“ also damit rechnen, dass auch lagernde Neuwagen ohne äußeren Einfluss Feuer fangen könnten? Wer schon einmal eine längere Fährpassage unternommen hat, der weiß, dass es in den Laderäumen von Schiffen sehr warm werden kann – 45 Grad Celsius sind keine Seltenheit. Und solche Temperaturen können selbst in Deutschland, aber erst recht in Südeuropa auch auf Park- und Abstellplätzen auftreten.
Kann es einer Hochvoltbatterie unter solchen Umständen so „warm werden“, dass ein Thermal Runaway droht – umso mehr, da das Batteriekühlsystem ja bei einem abgestellten Fahrzeug nicht funktioniert? Damit ist laut Lennart Hinrichs nicht zu rechnen: „Ein Thermal Runaway einzig und allein ausgelöst durch hohe Umgebungstemperaturen ist nicht zu erwarten. Ein parkendes E-Auto ohne Ladevorgang stellt somit üblicherweise keinerlei Gefahr dar.“ Umso gespannter darf man sein, ob die Experten auf dem ausgebrannten Frachter die Brandursache noch identifizieren können.
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